Polare Schöpfung





Diese Anordnung des Jahreskreises orientiert sich an der astrologisch üblichen Häusereinteilung. Hervorgehoben sind die vier Wendepunkte im Sonnenverlauf, der Beginn der Kardinalzeichen an den Tag- und Nachtgleichen im Frühling und Herbst und die Sonnenwenden bei 0° Krebs bzw. 0° Steinbock. Die Zeitabschnitte, die sich im Jahreskreis gegenüberliegen stellen polare Gegensätze dar.



 Widder  Waage
Frühlingsbeginn
Durchsetzung
Daseinskampf
                             
Herbstbeginn
Rückzug
Harmonie und Ausgleich


 Stier Skorpion
Wonnemonat
Erblühen
äußere Form
Verkörperung

Todesmonat
Absterben
innere Form
Erbanlagen


 Zwilling Schütze
Vorsommer
Befruchtung
Verzweigung


Adventszeit 
Fügung
Vereinheitlichung

 Krebs Steinbock
Sommersonnenwende
Mutter und Kind, irdisch
innerseelisches Wachstum


Wintersonnenwende
Heilige Familie
Geistiges Erwachen


 Löwe Wassermann
Hochsommer
Königtum
subjektive Wahrheit


Hochwinter
Narrentum
objektive Wahrheit


 Jungfrau Fische
Erntezeit
Strand
Vernunft
Wachen
          
Fastenzeit
Meer
Traum
Schlafen




    
Polare Gegensätze ergänzen sich und erhalten das natürliche Gleichgewicht. Sie schwingen in einem  bestimmten Takt und Rhythmus auf: Einatmen-Ausatmen, Systole-Diastole, Wachen-Schlafen, Geburt und Tod. Im hinduistischen Mythos tanzt hier Shiva den ewigen Tanz des Werdens und Vergehens. Ganz nebenbei, so hat es den Anschein, steht der Gott mit seinem rechten Fuß auf dem Ego-Zwerg unter ihm und macht ihm wohl klar, wer der "Herr im Hause" ist. In den biblischen Bildern wäre das der geteilte und gefallene Adam von dem es heißt: "Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück". 







Dualität


Die nie enden wollenden Machtkämpfe der Menschen untereinander beruhen auf dualer Einseitigkeit, die immer ausschließlich ist. Sie zeigt sich in der Abwesenheit des entsprechenden Prinzips, wie in folgender Tabelle kurz aufgezeigt:


 
Tierkreiszeichen

abwesend anwesend
 WidderVerletzung
Übergriff
Aggression

Aufscheinen
hineinwachsen in den Raum


 Stier
Unfruchtbar
Wucherung
Erblühen
natürliche Grenzen

 ZwillingOberflächlichkeit
Hin und Her
Lügenhaftigkeit

Befruchtung
Atem
Austausch

 KrebsGefühllosigkeit
Ungeborgenheit

Empfindung
an der "inneren Quelle" sein

 LöweHartherzigkeit
Stolz, Machtgehabe

Herrlichkeit
Eigentliches
Lebendigkeit

 JungfrauBewußtlosigkeit, Rausch
Besserwisserei
kleinkarierte Buchhaltung

Bewußtheit
Vernunft
Einteilung

 WaageScheinharmonie
Feigheit

Frieden
Weg der Mitte
Der gute Hirte

 SkorpionMagie
Manipulation

Achtsamkeit
Wandlung

 SchützeUneinsichtigkeit
Verständnislosigkeit
Großspurigkeit

Einsicht
Verständnis
Horizonterweiterung

 Steinbock MaßregelungAngemessenes
Bestimmtes

 WassermannHöhenflüge
Ausflüchte
Abstürze

Ursprüngliches
Himmlisches

 FischeLügenhaftigkeit
Scheinheiligkeit
Verdrängtes

Wahrhaftigkeit
Bereinigung



Die Gegensatzpaare stehen sich hier wie Licht und Finsternis gegenüber. In diese Ausgangssituation werden wir alle erst mal irgendwie hineingeboren. Daraus gilt es nun im Laufe des Lebens herauszuwachsen, um das eigentliche Sein und Dasein wiederzufinden. Was wir noch nicht gelöst haben, wird uns das Schicksal immer wieder in den nahen Umkreis hineinstellen. Wer die Dualität nicht überwindet, kommt letztendlich nicht heraus aus dem Teufelskreis und bleibt im "Hamsterrad" stecken. Daneben finden sich auch alle möglichen Vermischungen und Färbungen in unserer kunterbunten Welt, was das Leben auf der Erde so angenehm und reizvoll macht.  



Häuserbedeutung








Das Männliche wirkt das Schöpferische

Das Weibliche wirkt das Empfangende

I-Ging






Mit dem Tierkreiszeichen Widder beginnt im Jahreskreis ein neuer Kreislauf, der im Zeichen der Jungfrau in die Erntezeit mündet und dort die Fruchtbildung abschließt. Entsprechendes gilt für die menschliche Entwicklung, weshalb man auf der Häuserebene diese Zeichenentsprechungen analog gesetzt hat. Das Subjektive und seine Bedürfnisse muß im Laufe der Zeit lernen, über den eigenen Horizont hinauszuwachsen.








Dabei ist es gleichzeitig so eingerichtet, daß die Körperfunktionen (1.Quadrant) von oben veranlaßt werden: der Herzschlag und die Verdauung beispielsweise funktionieren ohne unser Zutun.  Die Krankheiten haben etwas mit der Seele zu tun, deren Bereich dem 2. Quadranten zugeordnet wird. Alles, was seelisch unverdaut bleibt, wird langfristig in körperliche Erkrankungen führen müssen. Der erste Quadrant beginnt mundan mit dem männlichen Feuerzeichen Widder, der zweite Quadrant mit dem weiblichen Wasserzeichen Krebs: auf die nach außen gerichtete Raumergreifung folgt das nach innen gerichtete Fruchtwachstum und in der Entsprechung die innere seelische Reifung. In der Gegenrichtung kommen dem Menschen dabei aus dem "Meer der Möglichkeiten" (Fische) die schicksalhaften Begebenheiten in der Außenwelt entgegen. Die beiden Strömungen treffen sich an der Grenze von Haus 6 zu Haus 7 (entsprechend Jungfrau-Waage) als gerade gegenwärtige Situation.









Wasser ist die reale Entsprechung für Zeit: die Zeit fließt und entspringt gleichzeitig aus verborgenen Höhen. Dies zeigt auch die Ikone von Shiva als Ardhanrishvara auf. Von Shiva heißt es, er würde die wilde Ganga zähmen. Seine Partnerin ist Parvati, die "Tochter der Berge". Der Ganges ist den Hindus heilig, wie der Jordan den Juden und Christen. Jordan bedeutet sinngemäß "herabsteigender Fluß". An seinem Ufer rief der Täufer zur Umkehr auf und tauchte zusammen mit dem Heiland ein. Die Wasser bündeln sich zu Strömen und fließen ins Meer. Gleichzeitig steigen sie auf und regnen dann wieder herab, um die Erde zu befruchten oder sich als als Grundwasser zu sammeln. Quellen und Brunnen gehören beide zur Krebsanalogie und spiegeln sich über die MC-IC-Achse des Horoskops. An dieser Achse begegnen sich Mann und Frau, männlicher und weiblicher Aspekt des Menschen, aber auch Geschöpf und Schöpfer. Die beiden Nachkommen des Stammvaters Abrahams, Isaak und Jakob, finden ihre späteren Ehefrauen an einem Brunnen. Auch Jesus bittet eine Frau, eine Samariterin, um Wasser.

                                                                                  

Der Jakobsbrunnen







Beim Ardhanrishvara befindet sich der Lotus in der linken Hand, auf der Seite der Shakti. Astrologisch betrachtet ist dies auf der Höhe des Tierkreiszeichens Skorpion, dem seit dem Altertum der Adler (Johannesevangelium) zugeordnet wurde. Dies meint die geistige Wandlung, die mit dem göttlichen Segen aus dem jenseitigen Bereich hinüber ins Diesseits einhergeht: die Überwindung des Herrschers der Welt, bzw. das Lüften des Schleiers der Maya. Das Denken des Menschen bleibt solange unfruchtbar, bis es gelingt den inspirativen Zugang aus dem 4. Quadranten freizulegen und zwar zuerst über das noch diffuse Empfinden (Krebs) des Stimmigen oder Unstimmigen. Der Zugang zur inneren Wahrheit und Wahrhaftigkeit ist anfänglich von fremden Vorstellungen, Gedanken, Glaubenskonzepten oder auch unangebrachtem Wunschdenken überlagert.

Wenn es gelingt, sich von diesen Überlagerungen freizumachen, dann begegnet dem Menschen inneres Glück,  Gedeihen und Wohlstand in Gestalt der Göttin Lakshmi, die meist auf einer Lotusblüte abgebildet wird, um in den Bildern des Hinduismus zu bleiben. Sie ist die Gemahlin Vishnus.








Gleichzeitig macht man so seine Erfahrungen in der Außenwelt: in der Familie, mit dem Partner und im Beruf. Im sogenannten Kampf der Geschlechter spiegeln sich die beiden Pole, männlich und weiblich, auf der zwischenmenschlichen Ebene. Einerseits in der sexuellen Anziehung (1.Quadrant - Mars/Venus) und andererseits in den daraus entstehenden Konsequenzen, der möglichen Elternschaft (2.Quadrant - Mond/Sonne). Letztendlich ist es so eingerichtet, daß alles alles, was unterhalb der Horizontlinie leidenschaftlich beginnt in die geistige Verbindung mit dem ewigen Du mündet, so der Mensch sich nicht selbst davor verschließt.







"Der Mensch verläßt das Paradies, und dann wird es zum ersten Mal dunkel......Die erste Nachtwache, so heißt es, ist dadurch gekennzeichnet, daß der Esel schreit. In der zweiten Nachtwache heulen und bellen die Hunde. In der dritten Nachtwache haben der Mann und die Frau das Gespräch miteinander, und das Kind trinkt an der Brust der Mutter. Und es wird gesagt, bei jeder Nachtwache brüllt Gott wie ein Löwe." 

 Friedrich Weinreb - Kabbala im Traumleben des Menschen











Die Tiere in Mythos und Märchen


Der auf der Erde lebende Mensch steht 3 untergeordneten Ebenen gegenüber: dem Mineralreich, dem Pflanzenreich und schließlich dem Tierreich - dem Unlebendigen, dem verwurzelten Leben und dem beseelten Leben, das sich in einem gewissen Rahmen fortbewegen oder aufsteigen kann. Über diese drei Reiche kann er Macht ausüben. Gleichzeitig gehört er ihnen aber auch selber an, da er kein reines Geistwesen ist.

Die Menschen früherer Zeiten, die noch nicht so aufgeklärt und fortschrittlich dachten wie wir, hatten noch einen ganz anderen Zugang zur sie umgebenden Natur. Intuitiv erspürten sie die im Hintergrund der Erscheinung anwesende Wirklichkeit oder christlich gesprochen das Wirken des Schöpfers in der Natur. Und so entstanden die Mythen und Märchen, die alle inspiriert sind.


Die Bremer Stadtmusikanten

Die meisten werden das Märchen noch kennen. Wer es nachlesen möchte: hier

Der Esel hat einen ganz anderen Charakter als das Pferd, obwohl er mit diesem verwandt ist. Undenkbar, daß die Menschen auf einem Esel in den Krieg ziehen würden: er würde sich niemals die "Sporen geben lassen". Im alten Testament gibt es eine Erzählung vom heidnischen Seher Bileam, der auf einer Eselin zum Moabiterkönig Balak reitet. Er hat den Auftrag bekommen, das Volk Israel zu verfluchen. Auf dem Weg zum König bockt die Eselin mehrmals und Bileam schlägt ihn daraufhin. Doch das hellsichtige Tier nimmt, im Gegensatz zum Menschen wahr, daß sich ein Engel des Herrn in den Weg gestellt hat. Gott verhindert letztendlich den Fluch und Bileam muß sogar den Erlöser verkünden (4.Mose, 22). Dieser reitet dann ausgerechnet auf einem jungen Esel kurz vor seiner Kreuzigung in Jerusalem ein. 

Die Pferde werden in der Bibel im Zusammenhang mit dem Pharao erwähnt, der die Hebräer knechtet. Nach dem Auszug aus Ägypten gehen diese dann zusammen mit dem verfolgenden Heer im "Meer des Endes", dem Yam Suf, unter, während Israel trockenen Fußes hindurch kommt. Um mögliche Mißverständnisse auszuräumen, sei hier erwähnt, daß die Ägypter der Bibel nicht mit den hier auf der Erde lebenden Ägyptern identisch sind, auch mit Israel ist nicht unbedingt nur ein Mensch jüdischer Abstammung gemeint sein. Die Bibel erzählt ewig gültige Wahrheiten alle Menschen betreffend.

Der Pharao hatte schon dem Moseskind nach dem Leben getrachtet, so wie im Neuen Testament Herodes dem Jesuskind. Dieser Herodes hat nun seinem Bruder Phillipus, was wörtlich Pferdefreund bedeutet, die Frau weggenommen und wird dafür vom Täufer gerügt. Von daher kommt wohl auch die Redewendung vom "Pferdefuß", wenn ein Haken an einer Sache ist. Im Sanskrit gibt es ein Wort für Himmel, bzw. Äther KHA und auch ein ähnlich klingendes Wort für Esel KHARA. Nach Friedrich Weinreb steht der Esel für den Körper. Womöglich für die Verbindung zum Ätherkörper?  Die Eselin Bileams kann "sprechen" und über das Element Äther vermittelt sich der Ton und das mit ihm verbundene Hören. Abraham und Isaak steigen der Überlieferung nach, vor der Akeda vom Esel ab und binden diesen an einem Baum fest. Im allerletzten Moment  kann dann völlig unerwartet ein Widder wahrgenommen werden, der sich im Gestrüpp verfangen hatte und nun an Stelle des Isaak "geopfert" wird, d.h. Gott näher gebracht wird. Der verfangene Widder ist eine Entsprechung für den im Geflecht "gefangenen" Mars (Planet des Tierkreiszeichens Widders), der im Neuen Testament dann vom "Lamm Gottes"  (Mars-Neptun) endgültig überwunden wird.

Im Märchen hat der Esel eine tragende und in Bezug auf die ihm folgenden Tiere auch eine führende Stellung. In jungen Jahren diente er dem Müller und schleppte geduldig die Mehlsäcke. Das Mehl kann erst dann gemahlen werden, nachdem die Spreu vom Weizen getrennt wurde. Das Brot, das unseren Leib nährt und stärkt, muß im Ofen gebacken werden, d.h. bildlich durchs Feuer gehen. Der unbarmherzige Müller möchte das alt gewordene Tier und in seinen Augen nun nutzlose Wesen "aus dem Futter" schaffen, anstatt es liebevoll bis zum Tode zu begleiten. Doch der Esel entzieht sich diesem Ansinnen.


Der flüchtige Esel begegnet dann zuerst einem alterschwachen Jagdhund. Der Hund steht nach Weinreb für die Kausalität und gehört damit astrologisch betrachtet in die wechselseitige Beziehung des ersten zum dritten Quadranten, noch ohne wahrgenommenen Durchbruch aus dem Vierten. Auch das Bild des Jägers gehört in diesen Bereich, biblisch Esau bzw. Edom. Diese Bewegung kennt nur das horizontale Vorwärtsschreiten, den Fortschritt. Während man einen Horizont nach dem anderen ansteuert, übersieht man völlig, daß man sich letztendlich doch nur im Kreise dreht. Gäbe es den Tod nicht, dann wäre der Mensch unendlich lange im "Tierkreis" gefangen und ginge völlig "vor die Hunde". Dem kann nur ein unerwarteter Durchbruch Abhilfe verschaffen. Diesem Durchbruch geht, je nach Charakter des Menschen, erst mal Unzufriedenheit, Depression, Aggression, Enttäuschung u.ä. voran.

Die Katze hat ihren astrologischen Platz im zweiten Quadranten und da in Haus 5 bzw. dem Tierkreiszeichen Löwe. Im Märchen macht sie passenderweise ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter (Haus 4, 5 und 6) und weist somit auf die inzwischen eingetretene innerseelische Wetterlage hin. Ab nun hat der Mensch keine Kraft mehr, sich durchzubeißen und auch die Jagd nach "Mäusen" frustriert nur noch. Man erkennt: alles bisherige war für die Katz.

Da wundert es auch nicht, daß ab nun auch der Hahn kein "gut Wetter" mehr dazu macht, sondern im Gegenteil, in ein fürchterliches Gekrächze verfällt. Das Hemd bleibt nass, d.h. der bisherige Selbstbetrug läßt sich nun nicht mehr einfach wegwischen - das ist so unterträglich, daß dem störenden Hahn nun der Hals umgedreht werden soll. Dann hätte der Mensch endlich seine wohlverdiente Ruhe. Denkste. Die Tiere entfleuchen und kehren als fürchterliche Schreckgespenster zurück.







Nach Mitternacht schaut die Katze dann den wieder ins Haus zurückkehren wollenden "Räuber" mit feurigen Augen an, während der Hund die Hintertüre bewacht. Auch kräht kein Hahn mehr auf dem Mist, der sich inzwischen im vierten Quadranten als Verdrängtes angesammelt hat und auf dem der Esel nun die Nacht verbringt. Der flugunfähige Vogel hat auf dem "Hahnenbalken" innerlich unüberhörbar den Richterstuhl eingenommen und schlägt nun den letzten Diebstahl an der Seele unwiderruflich in die Flucht.


"Bringt mir den Schelm her".
Da machte ich, daß ich fortkam.


Es kann nicht ganz ausgeschlossen werden, daß Shiva hier mal wieder sein drittes Auge geöffnet hat, das dem Mythos nach alle Illusion zu Schutt und Asche verbrennen soll.